Short Story Collab Rollkragenpullover

Short Story Collab Rollkragenpullover

Hallo ihr Lieben, wieder einmal war ich in der letzten Zeit sehr still. Ich könnte jetzt meiner Hüft-OP alles in die Schuhe schieben aber das wäre nicht sehr ehrlich von mir. Ich hatte einfach keine Motivation und auch keine Freude daran etwas auf Papier zu bringen. Jetzt habe ich wieder etwas Energie getankt und versuche mein Bestes. Ich weiß nicht wie viele Themen ich verpasst habe, daher gebe ich meinen Beitrag einfach zum Thema Rollkragenpullover ab. 🙂 Viel Spaß beim Lesen! Wie immer gilt, Kommentieren ist erlaubt und eigentlich sogar erwünscht. Ganz gleich ob gut oder schlecht. Alles Liebe Eure Bibi Der Rollkragenpullover Wie das Leben hier so ist? Nun, was soll ich groß erzählen. Ich verbringe mein Dasein im Dunkeln. Um mich herum schwillt das aufgeregte Flüstern an, sobald der nächste Tag anfängt und durch die kleinen, hölzernen Ritze Tageslicht dringt. Ich kann mich nur dumpf daran erinnern wie es sich angefühlt hat, ausgewählt zu werden. Ich glaube ich war sogar richtig stolz, wenn mein Mensch sanft über meine Ärmel fuhr und sich an meiner Wärme erfreut hat, wenn es draußen klirrend kalt wurde. Ich kann mich nur noch schemenhaft an das freundliche Gesicht erinnern, dass mich mit einem Juchzer von der Stange nahm und auf das Kassenband legte. Ich erinnere mich nur noch an einen Hauch der Freude und der Aufregung, die ich damals wohl empfunden haben muss. Ich wurde oft aus dem düsteren Gefängnis, dass die Zweibeiner “Schrank” nennen herausgenommen, lange getragen und nur widerwillig in diese riesige Maschine gestopft. Wie nannte sie mein Mensch nochmal? Achja, die Waschmaschine. Ein seltsames Erlebnis. Man wird eingeweicht, durchgeschüttelt, eingeschäumt und am Ende schwindelerregend herumgeschleudert. Nach dieser seltsamen Prozedur wurde ich im hellen Licht aufgehängt und erst wieder in das Gefängnis zurückgebracht, wenn ich trocken und weich war. Ich habe es geliebt draußen zu sein. Die Welt der Zweibeiner zu sehen. Ich habe meinem Menschen gern Geborgenheit geschenkt. Ich dachte damals, in meiner Naivität, dass mich mein Mensch gern hätte. Mich niemals wieder hergeben würde. Dann kam der Frühling. Das Wetter wurde warm und meine gespendete Wärme wohl unerträglich. Ich wurde zusammen gelegt, in ein noch dunkleres Eck geschoben und dort liegen gelassen. Anfangs hatte ich noch die Hoffnung mit etwas Geduld meinem Zweibeiner wieder Trost spenden zu können. Schließlich würde der nächste Winter kommen und meine Wärme wieder wünschenswert sein. Die nächsten Winter kamen und gingen. Auf mir wurden weitere Trostspender gestapelt. Neu, knallig bunt und überheblich. Sie spotteten über meine Wolle. Über mein altmodisches Aussehen. Sie lachten wenn der Schrank geöffnet wurde und sie anstatt meiner herausgeholt wurden. Ich habe angefangen, dass Gelächter zu ignorieren. Ich zählte die Staubkörner die sich mehr und mehr auf mir niederließen. Beobachtete durch die kleinen Schlitze das wandernde Tageslicht. Nicht mal mehr mein kleines wollene Herz machte einen Hüpfer wenn ich meinen Menschen kurz zu Gesicht bekam, wenn es einen weiteren arroganten Mitbewohner auswählte ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ich fühle mich alt und ungeliebt und warte auf den Tag, an dem das Gefängnis geöffnet wird und alle deprimierten, ungetragenen und alten Bewohner in einen Plastiksack verschwinden würden. Ich habe Gerüchte gehört, dass es ein Leben nach dem Entsorgen geben würde. Wenn man Glück hätte, könnte man sogar einem Menschen Trost spenden, der sich über deinen Anblick freut, egal wie abgetragen und abgenutzt ich aussehen würde. Der Gedanke daran heitert mich etwas auf und ich spüre wieder so etwas wie Hoffnung in mir. Ein Gefühl dass ich schon sehr lange nicht mehr erfahren durfte. Das Herz wird etwas leichter und ich widme mich wieder dem nächsten Staubkorn, dass sich auf mir ein neues Zuhause gesucht hat.

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  1. Pingback: Short Story Collab #13: Rollkragenpullover | Captain Obvious

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